Historische Sprachen
Alte Sprachen leben weiter
Als alte Sprachen werden jene Sprachen bezeichnet, die zwar heute noch unterrichtet werden, jedoch nicht mehr als lebendige Sprache verwendet werden.
Das beste Beispiel für historische, aber doch sehr einflussreiche Sprachen ist Altgriechisch oder Latein, welche den Großteil der heutigen Sprachen beeinflusst haben. Weitere tote Sprachen, die im Lexikon angeführt werden, sind Althebräisch, Sanskrit, Sumerisch, Akkadisch und andere.
Historische umgangssprachlich eben alte Sprachen sind meist Sprachen, die für eine kulturelle Entwicklung wichtig waren.
Die wohl bekanntesten alten Sprachen sind Latein, Altgriechisch und Hebräisch. Diese Sprachen werden heute noch an weiterführenden Schulen in Deutschland unterrichtet. Für besondere Leistungen werden die Titel Latinum, Graecum und Hebraicum verliehen.
Für bestimmte Studiengänge sind die alten Sprachen noch heute von großer Bedeutung. Beispielsweise im Studium der Medizin, Biologie, Theologie, Philologie oder Rechtswissenschaften wird heute noch Latein unterrichtet.
Leider wird das Latein oft als tote Sprache bezeichnet, was jedoch nicht ganz so stimmt. Latein ist immer noch sehr gegenwärtig, wenn man an botanische Pflanzenbezeichnungen oder gewisse Fremdwörter wie extrem oder alternativ denkt. Ebenso die grammatikalische Bezeichnungen wie die der Fälle (Kasus) wird heute noch aus dem Latein übernommen.
Wer sich für Philosophie interessiert, der sollte sich mit dem Altgriechisch vertraut machen. Viele Ausdrücke rund um Politik und Philosophie stammen aus der Sprache der alten Griechen. Beispielsweise das Wort Demokratie (Demo = Volk) stammt aus dem Altgriechischen.
Die Hebräische Sprache ist heute noch von großer Bedeutung rund um religiöse Themen, Geschichten und natürlich das Studium der Theologie. Viele Namen aus unserer Zeit stammen aus dem Hebräischen, wie beispielsweise Maria oder Anna. Diese Namen leiten sich von den hebräischen Namen Miriam und Hannah ab.
Wie Sie sehen sind die alten Sprachen keineswegs tote Sprachen und heute noch sehr präsent im Alltag.
Sterbende Sprachen
Man hört zwar oft von vom Aussterben bedrohten Tier- oder Pflanzenarten, aber von vom Aussterben bedrohten Sprachen ist kaum die Rede. Dabei ist die Situation wirklich bedenklich und ich war selbst sehr überrascht als ich nachgeforscht habe und dabei herausgefunden habe, dass viele Sprachen betroffen sind.
Von den 6.000 Sprachen, die weltweit gesprochen werden, befinden sich bereits 90% in einer kritischen Lage. Das heißt, wenn man keine Schritte unternimmt um einige der Sprachen wieder an die junge Generation weiterzugeben oder sogar an Schulen zu unterrichten, werden viele Sprachen verloren gehen und in Vergessenheit geraten.
Eine Sprache ist dann vom Aussterben bedroht, wenn die Zahl der Sprecher so gering ist, dass sie sich irgendwann verliert. Von den 6.000 Sprachen haben 10% bereits weniger als 100 Sprecher und 28% haben weniger als 1.000 Sprecher – die Tendenz ist sinkend.
Die Gründe warum eine Sprache in so eine kritische Situation gelangt, sind viele. Eine Sprache wird meist bedroht, wenn zwei Kulturen aufeinander prallen und dies verschiedenste Auswirkungen hat. In manchen Fällen sind es politische Gründe, wenn bei einer Eroberung die Unterworfenen gezwungen werden die Sprache der Eroberer zu lernen. So war es der Fall zur Zeit der Kolonialisierung und noch viel früher, als die Römer Mitteleuropa eroberten und die Völker statt ihren keltischen Sprachen Latein lernen mussten. Weitere Bewegungsmotive um eine seltene Sprache nicht mehr zu erlernen, sind wirtschaftliche Gründe, wenn man die dominierende Sprache beherrschen muss um Arbeit zu finden wie beispielsweise in Russland und China, wo viele Völker nur noch Russisch und Chinesisch sprechen.
Minderheitssprachen wie Khanti, Mansi, Nany und Itelmen werden in Russland nur noch zu Hause von älteren Menschen gesprochen und nicht mehr an die neue Generation weitergegeben, dadurch befinden sie sich unmittelbar vor dem Aussterben.
Man kann das Aussterben der Sprache auch positiv sehen und sagen, dass es so zur Vereinheitlichung kommen kann und viele sprachliche Missverständnisse vermieden werden. Diese Vereinheitlichung wäre allerdings zugleich eine kulturelle Verarmung der Menschheit. Die verschiedenen Völker brauchen ihre Sprachen um sich zu identifizieren und um ein Zugehörigkeitsgefühl zu erzeugen. Manche Minderheitsgruppen und Stämme brauchen ihre Sprache um sich zu schützen und sie als Geheimsprache zu verwenden. Die Maoris in Neuseeland benützen ihre Sprache um sich als Urvolk abzugrenzen und sich vor der Polizei zu schützen.
In Europa zählen neben anderen folgende Sprachen zu den vom Aussterben bedrohten:
–Aragonesisch (Spanien), starker Rückgang
–Baskisch (Euskara) (Nordspanien und Südfrankreich/Baskenland), im Rückgang
–Elsässisch (Frankreich), starker Rückgang
–Friualisch oder Furlanisch (Nordostitalien/Venetien/Friaul), im Rückgang
–Kornisch (Cornwall, Großbritannien), bereits seit längerem ausgestorben
–Italkian (Judäo-Italienisch) (Italien), möglicherweise bereits ausgestorben
–Nordfriesisch (Schleswig-Holstein, Deutschland), im Rückgang
Bei dieser Erkenntnis schaudert es mir! Die ganze Welt ist gefährdet kulturell zu verarmen und dabei werden viele Schätze verloren gehen. Man versucht jetzt zu retten was noch zu retten ist und einige Linguisten erforschen einen Teil der bereits ausgestorbenen, oder so gut wie ausgestorbenen Sprachen und beschreiben diese. Das heißt die Sprachforscher suchen die wenig überlebenden Sprecher der bedrohten Sprachen auf und lernen die Sprache von ihnen und erstellen Grammatiken, Lexika und Textsammlungen darüber. Falls die Sprache eine Möglichkeit zum Überleben hat, können diese Aufzeichnungen als Lehrmaterial verwendet werden. Es gibt Einrichtungen, die solche Forschungsprojekte unterstützen wie die Schweizerische Gesellschaft für Bedrohte Sprachen (in Zürich).
Falls jemand eine seltene Sprache spricht, oder die Großeltern oder andere Familienmitglieder diese Sprache beherrschen, sollte man alles daran setzen, diese Sprache zu erlernen, zu praktizieren und dazu beizutragen, dass sie nicht ausstirbt. Wenn die Sprachen sterben, stirbt dabei ein Teil der Geschichte und der Kultur des Volkes.
Buchtipps:
Lexikon der untergegangenen Sprachen
Das Lexikon der untergegangenen Sprachen wurde von Harald Haarman verfasst. Der berühmte Philologe hat auch ein Lexikon über alle Sprachen geschrieben, welches ebenfalls sehr interessant ist. In diesem Lexikon berichtet der Autor über rund 100 untergegangene und teils vergessene Sprachen.
Er beschreibt die Herkunft und soweit bekannt, die Entwicklung der untergegangenen Sprachen. In diesem Lexikon können Sie auch erfahren in welchen Regionen die bereits untergegangenen Sprachen gesprochen wurden und wie sie zur Entwicklung einiger der heutigen Sprachen beigetragen haben. Es wird auch darüber berichtet, das das Phönizische der Ursprung der heutigen Alphabetschrift ist.
Der Autor berichtet auch über den Zeitraum der Verbreitung der vergessenen Sprachen und deren Zugehörigkeit zu verschiedenen Sprachfamilien. Des Weiteren beschäftigt sich das Lexikon auch mit dem Einfluss einiger der untergegangenen Sprachen auf die Schriftsysteme der heutigen Sprachen. Zum Abschluss umfasst das Lexikon auch eine Liste für Literatur passend zu den jeweiligen Sprachen.
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Weltgeschichte der Sprachen
Von der Frühzeit des Menschen bis zur Gegenwart
Das Buch mit dem Titel Weltgeschichte der Sprachen wurde von Dr. phil. hab. Harald Haarmann geschrieben und ist ein umfassendes Werk über die Entstehung und Entwicklung der menschlichen Sprache.
In diesem Buch wird erklärt wie der Mensch seine ersten Laute, Wörter und schließlich Satzgefüge entwickelt und weitergegeben hat und wie sich aus den ersten Urlauten die heutigen Sprachen entwickelt haben.
Wer sich für das Thema Linguistik und Entstehung der Sprachen interessiert, für den ist dieses Buch eine Fundgrube. Dieses hoch wissenschaftliche Werk ist geeignet für Studenten der Linguistik und Philologie sowie für Interessierte und Laien. Es ist durchaus interessant wie sich das Sprachzentrum des Homo Sapiens entwickelt hat und wie gewisse Sprachen überliefert wurden. Man von ihnen werden heute noch gesprochen, während andere Sprachen untergegangen sind und schon fast vergessen wurden.
Dr. Haarmann befasst sich auch mit dem Thema welche der von uns bekannten Sprachen nun die älteste der Menschheit ist. Er breitet viele wissenschaftliche Fakten aus und argumentiert nur mit standhafter Information. Mit diesem Buch kann man wirklch viel über den Menschen und seine Sprache lernen und sein Allgemeinwissen auffrischen und erweitern. In diesem Buch wird auch die Entstehung der verschiedenen Sprachfamilien dokumentiert. Es wird ein genauer Überblick über die verschiedenen Sprachgruppen und deren Zugehörigkeit gegeben. Dr. Haarman schildert in diesem Buch auch den engen Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Sprache und der kulturellen Entwicklung der Menschheit.
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Schriftzeichen und Alphabete aller Zeiten und Völker
Für Liebhaber von Schriften und Kalligraphen aller Art ist dieses Buch sicherlich eine Lektüre von großem Interesse. Es ist beeindruckend wenn man teilweise sehr antike Schriftzeichen und Symbolschriften wie beispielsweise die ägyptischen Hieroglyphen bewundern kann.
In diesem Buch sind fast alle Schriftsysteme der Welt vorhanden. Das Buch ist bereits 1889 zum ersten Mal entstanden und wurde seither immer wieder aktualisiert und ist in verschiedenen, neuen Auflagen erschienen. Die verschiedenen Schriftzeichen und Alphabete sind in Kontinente unterteilt und so werden etwa phönikische (Asien) und punische (Afrika) Schriften getrennt, obwohl diese teilweise große Gemeinsamkeiten aufweisen.
Der Autor Carl Faulmann stellt zu den Schriftzeichen auch Information über deren Herkunft, Verbreitungsort und -zeit sowie über ähnliche und verwandte Schriftsysteme zur Verfügung. In diesem Buch können Sie Interessantes über antike Schriftsysteme wie biespielseise über die Runen der Goten sowie die alten Schriftsysteme der Inder, Tartaren, Tibeter, Chinesen und vielen anderen Völkern.
Neben abendländischen Schriften werden auch exotische Schriftsysteme wie die der Indianer Nordamerikas, der Mormonen, Amarer, Kopten, Kanaaniter und anderer Völker. Es werden auch Keilschriften und andere, verschiedenste Kaligrafen von bereits vergessenen Urvölkern und untergegangenen Kulturen in diesem Buch erwähnt und beschrieben.
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Am 06.03.2011 um 09:34 Uhr
Die Antiken Sprachen sind allerdings nicht nur unverzichtbare Güter hinsichtlich jeder intellektuellen Bildung, sondern vor allem auch der menschlichen. In den lateinischen, altgriechischen und althebräischen Werken sind die bedeutendsten Lebens- und Wertelehren der Menschheitsgeschichte enthalten! Deshalb ist Altphilologie tote Wissenschft, wenn nicht Altphilosophie hinzutritt, wie bereits Seneca gelehrt hat.